Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Podersdorf am See (Burgenland, Ostösterreich) Veränderung der Bestattungssitten im diachronen Vergleich

Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Podersdorf am See (Burgenland, Ostösterreich) Veränderung der Bestattungssitten im diachronen Vergleich


Tobias,B.,; Saliari,K.; Draganits,E.; Musalek,C.; Wiltschke-Schrotta,K.; Waldner,T.; Totschnig,R.; Strobl,C.; Niederstätter,H.; Parson,W.; Skomorowski,R.; Löcker,K.;

In dieser Arbeit wird das frühmittelalterliche Gräberfeld von Podersdorf erstmals in seinem landschaftsarchäologischen, diachronen Kontext präsentiert. Die verwendeten interdisziplinären Methoden zeigen das Gräberfeld in einem unerwartet dichten räumlichen Zusammenhang mit weiteren Gräberfeldern, Siedlungen und Straßen, die sich zeitlich von der römischen Kaiserzeit über die Völkerwanderungszeit bis zum Hochmittelalter erstrecken. Am Fallbeispiel des frühmittelalterlichen Gräberfeldes von Podersdorf am See wird die Veränderung gewisser Bestattungssitten im Lauf des 1. Jahrtausends n. Chr. in Ostösterreich diskutiert. In Podersdorf am See zählen Tierknochen und Kompositbögen zu den regelhaften Beigaben in den Gräbern, die trotz der gezielten Beraubungen im Grab geblieben sind. Vor allem die Gegenüberstellung der archäologischen Funde und Befunde mit der anthropologischen Auswertung der Skelette aus Podersdorf ermöglicht die Betrachtung dieser Beigaben in einem neuen Blickwinkel. Eine Besonderheit stellt der Befund eines Grubenhauses unmittelbar nördlich des Gräberfeldes dar. Die Bestattung von fünf Individuen in diesem Grubenhaus, zwei von ihnen in Seitenlage mit angewinkelten Beinen, ist für die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts in dieser Form noch unbekannt. Mittels aDNA-Analysen konnten zum ersten Mal Verwandtschaftsverhältnisse bei derartigen „Sonderbestattungen“ nachgewiesen werden.

Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 2019 35:209-226